Die Druckerschwärze des erst neu bestandenen
Mofa-Führerscheins war noch "feucht", als ich mit meinem vollbepackten Herkules M5 -Feuerstuhl die kurze Reise durchs Feld antrat. Es war
der 19.10.1984. Voller Tatendrang beköderte ich meine 2,10m Rute mit einem
frischgefangenem Gründling und die Pose dümpelte, wie vergangene Woche schön,
im Kehrwasser des tiefen, krautbewachsenen Gumpen. Beim 1. Hechtansitz
überhaupt, konnte ich gleich einen Hecht mit sagenumwogenen 48cm landen, der
trotz seiner "wahnsinnigen" Größe, irgendwie in mir einen Virus
freigesetzt haben muss.
Ich nistete mich also an "meiner" Stelle ein und harrte hoffnungsvoll
der Dinge....ich mach's kurz...also, der Schwimmer ging auch tatsächlich nach
einiger Zeit unter. Die Schnur lief gemächlich von der Rolle und blieb kurz
darauf stehen.... noch mal bis 10 zählen, und....Leerschnur einkurbeln, doch
immer noch keinen Kontakt mit meinem Gegenüber. Die Schnur zeigte schon
senkrecht unter meiner Rutenspitze ins Wasser, als ich einen Widerstand
verspürte. ...Anschlag....ungewohnt harter Widerstand.
Mein Anschlag wurde auch mit einer sofortigen Flucht quittiert. Ich kam gerade
noch dazu meine Bremse rechtzeitig zu öffnen, um dem Fisch den nötigen
Freiraum zum Drillen zu geben. Der Hecht schoss geradewegs durch einen im Wasser
liegenden Baum und dann flussabwärts. Dort zeigte er sich mit einem mächtigen
Schwall. Mein Kontakt zum Fisch wurde jedoch jetzt durch die im versunkenen Baum
verlaufende Schnur um einen 90° Winkel verfälscht. Was nun?,....plötzlich,
wie aus Geisterhand wanderte meine Schnur Richtung Hecht. Sie hatte sich aus dem
Baum gelöst und nun konnte ich den Fisch an direkter Leine drillen.
Ich bekam den Hecht dann endlich auch in Richtung Ufer, da wurde mir erstmals
richtig bewusst, welche Ausmaße dieser Geselle hatte, und ich blickte skeptisch
auf meinen kleinen Teleskop-Forellen-Standart-Kescher....
Der Hecht war nun, so dachte ich, zur Landung bereit. Doch als mein Kescher die Wasseroberfläche
durchbrach und ihn an der Schwanzspitze berührte, explodierte das Wasser vor
mir, als hatte man just im Moment eine Bombe gezündet. ...Erneute Flucht quer
durch die 'Kinz' , aber das war das letzte Aufbäumen, und der nächste Kescherversuch
war nicht einfach, aber erfolgreich.
.......Er (/Sie, es war eine Dame) war an Land........
Voller erfurcht sank ich neben meinem Hecht im Gras nieder und
konnte keine klaren Gedanken mehr fassen.
Da lag er nun, mein 2. Hecht überhaupt: 95cm lang und über 14Pfd schwer.
Ich,... gerade mal 14 Jahre alt, das "grüne" hinter den Ohren noch in
voller Blüte, hatte beim zweiten Hechtansitz so ein Brocken
erwischt....unverschämt, oder?
Der Stolz steht mir in den Augen, die Frisur lässt allerdings
zu wünschen übrig! Muss vom Mofafahren herrühren.
Einigen eingefleischte "Alten" -Kinziganglern war ich damals ein Dorn im Auge. Schade,... aber ich konnte und kann damit leben.....bis heute noch.
Petri Heil
Flyman Martin