Es war ein sonniger, aber dennoch frischer März-Tag. Es muss so
in der Mitte der '80er Jahre gewesen sein, als mein Kumpel Hardy und ich
loszogen, um den Barschen mit der Spinnrute auf die Pelle zu rücken. Ich
entschied mich für einen kleinen, etwa 8cm langen Wobbler in grün/silber, der
auch gleich Kurs auf den großen Wehrgumpen nahm. Mit langsamen
Kurbelumdrehungen beförderte ich den kleinen grünen Gesellen auf Tauchstation.
In einer Tiefe von etwa 50cm konnte ich den Lauf im klaren Wasser schemenhaft
verfolgen. Toll,...wie der so schön wackelt und jede Bewegung an die
Rutenspitze telegraphiert,....doch, was ist das?... was steigt da mit einem
mächtigen Schwall aus der Tiefe auf und zeigt mir seine gold-grüne Flanke.
Mein Wobbler verschwindet in einem weit aufgerissenem Maul. Die Telegraphie
meiner Rute wurde durch einen kräftigen Ruck abgelöst. "Der
hängt"... von wegen,...eine kurze Flucht noch und ich konnte ein leeres
Schnurende einkurbeln. So ein Mist! Was lernen wir daraus? --- Ein Stahlvorfach
hat schon so manchen Hecht an Land gebracht!
Nachdem sich mein Adrenalin-Spiegel wieder so langsam gesenkt hatte, bestückte
ich die Rute neu mit einem Spinner (+Stahlvorfach/der Mensch lernt schnell).
Etliche Würfe blieben ohne Erfolg. Wir verlagerten etwas unseren Platz und
wateten auf die große Insel. Mein Spinner sauste Richtung Wehr und zog so
einige Male unbeachtet seine Bahnen, bis plötzlich ein dumpfer Ruck durch meine
Rute fuhr. "Hardy, eben hab ich wieder einen". Ein schöner Drill
folgte und Hardy stand schon mit dem Kescher bereit, doch was ist das, was dem
Hecht da im Maul hing, das ist doch mein kleiner grüner Kakt...(Wobbler). Der
Drill neigt sich so langsam dem Ende zu, als mir nochmals der Atem stocken
blieb. Meinem Hecht folgte unbeirrt ein etwas kleinerer Hecht auf Schritt und
Tritt. Hardy hat das Phänomen erkannt und tauschte den Kescher gegen die
Fotokamera aus. Somit war das einmalige Schauspiel für immer festgehalten.
Selbst nach dem Keschern des gehakten Hechtes verharrt, sichtlich verwundert, der "Bräutigam" im flachen Wasser.
Nach dem Vermessen und noch einigen Schnapp-Schüssen habe ich
dem Männchen seine Auserwählte wieder übergeben und Beide schwammen
überglücklich ihrer nächsten Hochzeitsnacht entgegen. Der Hecht hatte 77cm
und mir fiel beim Vermessen eine frische Wunde an seiner Flanke auf. Aber
dazu später mehr. Den Hecht-Bräutigam schätzten wir so auf etwa 65cm.
...Den Barschen sind wir an diesem Tag nicht näher gekommen, aber dieses
Erlebnis hat uns mehr als überwältigt.
Hardy hat wieder mal die Reise aus Frankfurt zu mir angetreten und wir entschlossen uns am Liebloser Wehr ein paar Stunden die Köderfische zu baden. Die Ruten waren schnell ausgelegt, als auch nach kurzer Zeit mein Schwimmer auf Tauchstation ging. Anschlag,...jaaaaa, das ist ein Guter. Nach einem aufregenden Drill konnte ich einen 85cm Hecht erfolgreich landen. Der Hecht war noch nicht richtig an Land sah ich meinen Freund Hardy, nur eine Staubwolke hinterlassend, zu seiner Rute schweben. "Mein Schwimmer ist auch weg!", die Schnur läuft,.. Anschlag und wieder Kontakt. Der Drill war auch nicht von schlechten Eltern und bald gesellte sich ein 2. Hecht zu dem Meinigen. Er hatte 76cm.
Bei genauerem Hinsehen entdeckte ich auf der Flanke eine gut
verheilte Narbe und erinnerte mich sofort an das Spektakel vom Frühjahr.
Ich hatte den selben Hecht wieder gefangen, allerdings war er knappe 10cm
gewachsen und hatte ordentlich "Speck" auf den Rippen. Der 76er Hecht
von Hardy könnte sogar der Bräutigam vom Frühjahr gewesen sein. An Nahrung
kann es den Beiden nicht gemangelt haben, sonst wäre ein solcher
Größenzuwachs in so relativ kurzer Zeit denkbar unmöglich gewesen.
An diesem Tag fing Hardy noch eine und ich zwei Bachforellen.
Das war ein Tag, den man so schnell nicht vergisst.
Petri Heil