......wir schreiben das Jahr 1990, oder so!
Februar/März
Der Schaber kratzte auf meiner Windschutzscheibe kleine Eiskristalle Richtung
Gehsteig, hoffentlich springt die alte Rostmühle an, denn heute war wieder mal
einer dieser Tage, denen ich immer so sehr entgegenfiebere (auch heute noch). Es
war 9.00 Uhr morgens und ich war mal wieder auf dem Weg zu meinen besten Kumpel
Martin. Wir hatten uns zum Winterangeln auf Döbel verabredet. Nach 45 Minuten
Autofahrt holte ich meinen Kumpel in Niedergründau ab und wir fuhren weiter in
die Nähe des Auslaufes Stausee Ahl. Ach ja ich vergaß zu erwähnen wir hatten
zu diesem Zeitpunkt 14 Grad C unter Null.
Martin und ich sahen aus wie zwei Michelinmännchen so dick waren wir
eingepackt. Aber wie so oft war auf Martin verlass und nur nach zehn Minuten
konnten wir seinen ersten selbstgemachten heißen Äppler genießen und der war
bei der Kälte Gold wert. So saßen wir bereits über eine Stunde an der sehr
klaren und an den Seiten mit Eis besäumten Kinzig, mehrere Bisse hatten wir
bereits auf Hühnerleber und Fleischwurststückchen gehabt, aber noch kein Döbel
konnte bis jetzt überlistet und gelandet werden. Da hatte ich eine Idee und
legte meine Rute in die Nähe eines tiefen Gumpen ein Stückchen von unserem
Angelplatz entfernt. Nach ca. 10 Minuten begann die Rutenspitze eine etwas
zaghafte Aktivität im tiefen kalten Nass anzukündigen. Mit stetiger Permanenz
kündigte sich ein Döbel an und wollte gelandet werden. Nach weiteren 5-10
Minuten war für mich aber immer noch keine Gelegenheit gegeben anzuschlagen und
langsam wuchs in mir der Missmut. Schnauze voll jetzt hau ich an, sagte ich noch
zu Martin und genau nach diesem Anschlag bog sich meine Rute bis in den Griff,
schnell Bremse auf und Luft holen. Was war denn das. Mir wurde bewusst das ich
ja nur einen 6er Haken mit 25er Vorfach drauf hatte. Nach ca. 5 Minuten eines
sehr vorsichtigen Drills konnten wir erkennen was dort das eiskalte Wasser zum
kochen brachte. Eine stattliche Hechtdame kämpfte erbittert gegen mein
filigranes Angelgeschirr. Bremse auf.... , zu..., langsam beipumpen...., nur
nicht zu viel Spannung sonst reist Sie noch ab, noch eine Flucht und wieder
beiholen. Nach weitere 10 Minuten konnte Martin die Hechtdame keschern
und wir sanken ungläubig vor der toll gezeichneten Lady zusammen.
......absolute Stille kehrte für einen Moment ein.....
Stolze 86cm und Heißhunger auf Fleischwurst im Winter. Den Fang
mussten wir dann erst mal mit unserem Äppler begießen und glaubt uns, an
diesem Tag hat keiner von uns mehr gefroren. Wir vermuteten das genau zum
Zeitpunkt des Anschlages der Hecht den vorher naschenden Döbel attackiert hat
und so mein Haken treffsicher in der Außenkante des Hechtmaules landen konnte
(Wäre sonst auch sofort abgerissen).
Tja, man kann ja auch mal Glück haben.
Da zu diesem Zeitpunkt die Hechtschonzeit ihren Höhepunkt hatte, durfte die edle Dame wieder ihre gewohnte Umgebung unsicher machen.