…waren
doch schon zwei ganze Jahre vergangen, seit wir das letzte Mal dem Goksjö einen
Besuch bescherten. Der Buchungs-, Reiseleitungs- und Chefarzt (dazu später
mehr) -Experte Tom hatte
im Voraus die Route bei Ryanair perfekt geplant. Lediglich einen kleinen
Unsicherheitsfaktor stellte das Boot dar,…das ist aber nichts Neues…und
irgendwie muss es ja wohl geklappt haben, sonst wäre der Text hier schon zu
Ende. Um den Bericht aber jetzt nicht mit unnötig langweiligen Zeilen voll zu
pfropfen geht’s jetzt mit unserer Tagebuch-Aufzeichnung los.
Freitag,
22.05.2009:
Am Vortag schon wurde das Gepäck so
verteilt, dass jeder im Trekking-Rucksack 15kg und im Handgepäck-Rucksack 10kg
Gewicht zu befördern hatte. Zusätzlich dazu gesellte sich das neu gebaute
Rutenrohr, in dem außer der Angelausrüstung auch noch ein Fläschchen edlen,
durchgegorenen Destillates Platz fand.
Der Tag des Abschieds ist gekommen und Frau und Kind (-er) werden zurückgelassen.
Die erste Etappe des Transfers zum Hanauer Busbahnhof übernahm noch Tom’s
Angetraute, die Andrea nebst Leonie. Doch hier war dann auch für diese
Reisebegleitung Endstation.
Mit dem Terravision-Bustransfer ging es von Hanau über Neu Isenburg und
Offenbach direkt zum Flughafen Frankfurt Hahn. Na, das klappt ja prima,…bitte
weiter so. Und Richtig,…nachdem wir mit einem Etappen-Pils unsere Körper
innerlich benetzten, ging es fast problemlos durch die Zollkontrolle. Lediglich
das Schuhwerk musste separat durch den „Durchleuchter“, da die Stahlkappen
den Sensor wiederholt zur Klangausgabe erregt hatten.
Pünktlich
hebt der Flieger ab und setzt auch wieder unbeschadet überpünktlich in Oslo
Torp auf der Landebahn auf. Bis hierher hatte es ja wunderbar und planmäßig
geklappt. Aber jetzt kommt die Besonderheit, die wir uns dieses Mal gönnen
wollten, wir wollten uns direkt vom Flughafen zum Bootsverleih fahren lassen.
Ein Zwischenstopp an einem Supermarkt sollte auch noch drin sein. Jetzt musste
das Ganze nur noch einem Taxifahrer beigebracht werden. Ich schlendere durch die
ersten norwegischen Regentropfen zielstrebig den ersten Taxi-Mann an. Durch
unseren zweitägigen Norwegisch- Kurs konnte ich dem Taxifahrer akzentfrei mit
einem norwegisch-englisch-deutsch-hessisch -Gemisch die nötigen Informationen
zukommen lassen. Reibungslos ging die Reise weiter. Im Supermarkt wurden
Kartoffeln, Zwiebeln, Brot, Margarine, Eier….und ein paar Bier eingekauft.
Alles ins Taxi und ab nach Mörk, zum besagten Bootsverleih.
Viele, viele Boote,…klasse. Wie das dieses Jahr klappt. Völlig ausgeruht
stehen wir vor den Booten. Doch wo ist der Besitzer? ...Der Regen wird immer
heftiger, aber weit und breit keine Menschenseele. Der Taxifahrer versucht noch
telefonisch Kontakt aufzunehmen, doch ohne Erfolg. Jetzt stehen wir hier im
wahrsten Sinne des Wortes wie zwei begossene Pudel. Die Rucksäcke weichen so
langsam durch und die Eierkartons verlieren Zusehens an Stabilität. Hmmm?
…erst mal ein Pils trinken, nasse Füße vertreten und die Zeit abwarten.
Und
siehe da, nach etwa einer Stunde hören wir Motoren-Geräusche,…ein Auto fährt
vor. Flecktarn bekleidet und völlig durchnässt „stürmen“ wir auf den
weiblichen Ankömmling zu.
Martin&Tom
:“ God dag, jeg ønsker en båt låne“
(Guten Tag, ich möchte ein Boot
ausleihen)
Norge-Frau:
„hvor er din henne?“ (wo
kommt ihr her)
Martin&Tom
: „jeg kommer fra tyskland“ (ich
komme aus Deutschland)
Norge-Frau:
„nei , båter er privat“
(nein, die Boote sind privat)
Martin&Tom:
„Schei…!!! (nein,
das haben wir nicht gesagt, nur gedacht)
Wir
lassen unser Gepäck unten am See im Regen stehen und beratschlagen die weitere Vorgehensweise. „Privat, privat,…..tsss,…natürlich sind die
privat,…wird wohl keiner ein öffentliches Boot haben,...nee, nee…“ –
Also gut,…der Nächste, der ein Boot verleiht, wohnt in der nächsten Bucht,
doch von der trennten und Wasser, bzw. Fels, Wald und Feld. Der Wasserweg fällt
mangels Schwimmschale aus, somit blieb lediglich der Landweg. Ein beschwerlicher
Weg durch das regennasse Unterholz wird durch Schlammfelder abgelöst. Wenn wir
jetzt unserer Orientierung trauen sollten, müsste da unten der See sein. Doch
nichts als Wald und Wiese. Hier laufen wir lieber mal links die Böschung hoch,
irgendwas muss sich ja von dort erspähen lassen. Yeah,….am Horizont steht das
bekannte Haus am See. Dort bekamen wir das letzte Mal auch eine schwimmende
„Eierschale“.
Klingel,
klingel,…..nichts!.....Klopf, klopf,….oh,…da rührt sich was und
zeitgleich öffnet ein bekanntes Gesicht die Tür.
Martin&Tom:
„Hei,…“ (Hallo) …..Schweigen
Frau:…..Schweigen….
„ båt?“ (Boot
?)
Martin&Tom:
„JAAAAAA, YES, JO… YEAH, ZAAAAAAACK“
(feixtanzausführend)
Die
Ruder waren im Schuppen, das wussten wir ja von unserem letzen Besuch. Jetzt hieß
es nur noch Boot wässern, Gepäck von der anderen Bucht abholen, einmal über
den See rudern und unser nasses Zelt aufstellen, denn es regnete unaufhörlich
weiter.
Mangels
brennbaren Holzes, da vollgesogen wie Sponge-Bob-Schwämme, blieb heute die „Küche“
kalt. Ne Wurst, en Stück Brot und en Bier und dann aus den nassen Klamotten
raus, um festzustellen, dass alle anderen Klamotten auch nass sind. Hmm, dann
halt dick in den Schlafsack der Marke Schwamm eingerollt und die Äugelein auf
Masse gelegt, bis ein neuer Tag anbricht. Doch der steht in Tom’s Büchlein…
Samstag,
23.05.2009:
So,
da waren wir also wieder. Nach all dem Hin- und Her bei der Buchung mit der günstigsten
Fluggesellschaft, hat ja doch noch alles gut geklappt. Bis auf die Sache mit dem
Boot. Aber das erzählte ja schon Martin.
Ich war wieder mal als erster wach. Dies sollte übrigens
im gesamten Urlaub so bleiben.
Ich frage mich, wie Martin es schafft um 4:00 Uhr
morgens an der Kinzig zu stehen?
Ich weiß nicht mehr genau wie viel Uhr es war, aber
im Zelt wurde es schon recht warm.
Deshalb kroch ich aus dem Schlafsack und ging leise
nach draußen.
Die Sonne hatte die Regenwolken vom Vortag vertrieben
und wanderte nun langsam über den dicht bewaldeten Hügel am gegenüberliegenden
Ufer.
Die Felsen rings um unser Lager dampften und die Luft
war frisch und klar.
Was für ein schöner Tag. Hechtoma wir kommen!
Doch was stört da die Stille? Auf dem See knattert
ein Boot.
Zwei Nordmänner schleppen ihre Köder durch unsere
Bucht. Und weiter hinten ist noch ein Boot zu sehen. Was ist denn auf einmal mit
den Norwegern los?
Bei unserem letzten Urlaub hatten wir den ganzen See für
uns alleine.
Von all dem bekam Martin nichts mit. Er träumte wohl
noch von heißen Drills und großen Fängen!
Ich nutzte dies und trocknete meine feuchten Sachen,
inklusive Isomatte und Schlafsack.
Dann regte sich etwas im Zelt.
Ein dritter Nordmann mit Zwirbelbart trat hervor und
sprach:
„
God morgen, hvordan går det?“
(Guten
morgen, wie geht’s)
Ich antwortete: „Hm,
ganske bra, takk!“ (Hm,
ganz gut, danke)
Wir beschlossen erst einmal Holz zu sammeln, verwarfen
diesen Plan jedoch schnell wieder, weil wir einsehen mussten, dass wohl schon
andere vor uns die gleiche Idee hatten.
Alles war wie leergefegt. Einzig an der Feuerstelle
lag ein dicker Stamm, der aber noch nass vom Regen war.
Also gingen wir über zu Plan B: Angeln!
Zuerst mussten die Ruten fertig gemacht werden. Ich
bestückte meine Fliegenrute #9 mit einem saftigen Streamer.
Martin entschied sich für seine Jerkbombe, was sonst!
Der erste Fisch sollte von Land aus gefangen werden.
Ich warf links die Bucht ab, Martin rechts.
Kawumm platsch spritz. Der Jerk schlägt ein wie eine
Bombe. Spätestens jetzt weiß auch der letzte im See, dass wir wieder da sind!
Im Zick-Zack Kurs beginnt er seinen Lauf und kehrt
ohne Hecht zu Martin zurück.
Meinem Streamer ergeht es nicht anders.
Nach dem 10. Wurf ohne Biss macht sich erste Ernüchterung
breit. Gibt es keine Fische hier in der Bucht?
O.K. dann machen wir eben ernst. Jetzt geht es ins
Boot. Wir nahmen uns den südlichen Teil des Sees vor.
Ich ruderte, Martin warf die Uferpartie systematisch
ab.
Nach über einer Stunde immer noch kein Fisch, nicht
mal ein Biss. Da geht was nicht mit rechten Dingen zu!
Auch am Goksjö kriegt man keine Hechte geschenkt, man
muss schon was dafür tun. Das sollten wir noch zu spüren bekommen.
Zeit um etwas Abwechslung ins Spiel zu bringen.
Ich reiße meine Rute nach oben und setze einen
Anhieb, dass das Boot wackelt. Rainer wäre sicher stolz auf mich gewesen.
Martins deprimierter Gesichtsausdruck wich in
hoffnungsvolle Erwartung. Ein bisschen Neid war auch in seinen Augen
auszumachen.
Er roch jedoch recht bald den Braten und durchschaute
meinen kleinen Streich.
Daraufhin verfluchte er mich und wünschte mir nur
noch untermassige Fische herbei.
Mittlerweile befanden wir uns über einem Plateau in
der Mitte des Sees.“ Wenn schon nicht die Hechte wollen, müssen eben Barsche
her“, denke ich mir,
und wechselte die Ruten. Mit der #6er Rute und kleinem
Streamer werfe ich nun die nähere Umgebung ab.
Und tatsächlich lässt sich ein kleiner gestreifter
vom Streamer betören und beschert uns damit den Startschuss zu bessern Zeiten.
1:0 für mich!
Jetzt geht es los.
Martin legte mit einem Hecht nach, den er direkt aus
der Ufervegetation mit seinem Jerk heraus kitzelt. Das war wieder ein spektakulärer
Anbiss an der Oberfläche.“ Die Hechte scheinen noch im Flachen zu stehen“
meint Martin.
Der norwegische Winter war anscheinend auch sehr
streng. Dort, wo vor 2 Jahren zur selben Zeit schon große Seerosenfelder waren,
sind heute nur junge Triebe unter Wasser zu sehen.
Und so beharkten wir das Ufer und die flachen Stellen
im See.
Es folgten noch weitere Hechte auf Jerk und Fliege.
Außerdem hatten wir unzählige Fehlbisse, Attacken
und Verluste auf unsere Köder. Auf einen angelandeten Hecht kamen bestimmt 4
bis 5 Bisse.
Ein schöner Hecht ging mir verloren. Er schnappte
sich einen 20cm großen orangefarbenen Streamer, drehte sich ins Vorfach und
verschwand mit ihm in die Seerosen.
Das sollte aber nicht die letzte Panne bleiben.
Irgendwann haben wir angehalten um Holz zu sammeln,
denn der Magen drückte schon sehr und verlangte endlich nach etwas essbarem.
Es sollte wieder die legendäre Goksjö-Pfanne geben.
Auf unserer Holz-Pirsch kreuzte ein Stück Großwild unseren Weg. Was es jedoch
genau war ließe sich nicht genau bestimmen. Ich vermute mal eine Hirschkuh.
Und so ruderten wir zum Lager zurück, luden das Holz ab und machten uns sofort daran die Pfanne zu füllen. Diesmal mit neuen Zutaten. Man gönnt sich ja sonst nichts. Fehlte eigentlich nur noch ein Gläschen Weißwein.
Gut genährt ging es dann wieder auf das Boot.
Jetzt jedoch mit dem Echolot. Die eigens für den
Urlaub von Martin McGiver gebaute Stromversorgung funktionierte perfekt. Über
einen Wandler konnten wir sogar 230 Volt beziehen und so unsere Handys aufladen.
Beim nächsten Urlaub nehme ich meine elektrische Zahnbürste und meinen Haarfön
mit!
Es folgten wieder jede Menge Fehlbisse. Ein Hecht
raubte meine Nerven. Als er endlich nach der fünften oder sechsten Attacke
gehakt war, schüttelte er sich kurz vor dem Boot wieder ab.
Die Köderkontrolle ergab, dass die Hakenspitze
umgebogen war. Martin lachte lauthals und machte sich über mich lustig.
Ich glaube, er hat das mit dem Fluch zu ernst
genommen, oder hat er die Hakenspitze umgebogen?
Sicherheitshalber kontrolliere ich noch das Vorfach
auf mutwillige Beschädigung und lege meine Streamerbox an einen sicheren Ort.
Sicher ist sicher.
Die Zeit vergeht wie im Flug. Mal rudere ich, mal
Martin. Jetzt bin ich wieder an der Reihe.
Ich setze das Boot in eine ruhige Bucht. Martin
schwingt jetzt auch die Fliegenrute und spuckt noch laute Töne: „Jetzt
zeige ich dir, wie man große Hechte mit der Fliege fängt.“
„Mach
du nur“,
denke ich mir.
Als er plötzlich ruft: „
Yeah, Fish on“
Das gibt’s doch nicht. Das ist wirklich ein guter.
Soll ich die Schnur durchschneiden, oder mich ungeschickt auf die gleiche
Bootsseite stellen?
Nein so bin ich dann doch nicht. Ich filme lieber die
Szene.
Das ist der Tagesgrößte mit 86cm. Ich freue mich mit Martin. Geht doch nach anfänglichen Schwierigkeiten ganz gut los am ersten Tag.
Wir fangen beide noch den einen oder anderen Hecht und auch noch einen Barsch und kehren irgendwann spät zum Lager zurück. Dort entfachen wir noch einmal das Feuer und lassen den Tag Revue passieren.
Müde fallen wir in unsere Schlafsäcke und schlafen
schnell ein…
Tages-Fang |
Tom |
Martin |
Hecht |
7 | 9 (86cm) |
Barsch |
2 | - |
Sonntag,
24.05.2009:
Ein herrlicher,
sonniger Morgen kitzelt uns aus dem Bettchen und binnen kürzester Zeit lodert
wieder das Feuer,…gelernt ist halt gelernt. Nach der gestrigen Gourmet-Pfanne
sollte es heute Morgen ebenfalls einen kulinarischen Hochgenuss zum Tagesstart
geben. Etwas skeptisch hielt ich nun das von Tom angepriesene Nahrungsmittel
“Fiskepudding“ in der Hand. Fühlt sich in etwa wohl so an, wie die
Silikon-Kissen zur Erweiterung des weiblichen Horizonts.
Die
Zubereitung überlasse ich dem Tom. Boah,….das duftet aber und der erste
Bissen verlangt nach mehr. Mit Brot und 'ner Tasse Kaffee lassen wir uns den
Fiskepudding auf der Zunge zergehen.
Frisch
gestärkt findet eine kleine Exkursion in näherer Umgebung statt. Merkwürdige
„Eier“ ließen auf kürzlich anwesende Elche schließen,….oder schlüpft
da vielleicht doch bald ein Alien aus? ...womöglich auch das Ei des Kolumbus. Ganz in der Nähe unseres Boots-Platzes entdecken wir einen
Schlittschuh,…komisch, komisch,…zum Glück steckte da kein Fuß mehr
drin‘.
Nun
gut, genug exkursiert,….also ab ins Boot und ran an den Fisch. Auf Streamer
und Jerk können wir schöne Attacken verzeichnen und auch schöne Fische zum
Boots-Gang überreden. Spektakulär war wohl ein vorwitziger Hechtwinzling von
vielleicht mal 35cm, der sich den
20cm Jerk reingezogen hat,…einfach nur verrückt.
In
einer schönen Bucht legen wir den Anker und befischen die Uferpartien mit der
Fliegenrute. Auf Popper und Mausimitationen kommt es zu erstklassigen Bissen und
Fischen. Wir setzen das Boot noch mal um und ankern erneut. Tom fischt mit dem Wind und ich gegen den Wind. Einige
spritzige Hechte können wir von den dicken Streamern überzeugen. Der Wind
nimmt zu und jetzt passiert das, was einem eine kleine „Auszeit“ verordnet.
Etwa 15m Flugschnur befinden sich in der Luft und beim Vorschwung fällt sie in
sich zusammen. Zeitgleich höre ich einen Aufschlag und ein Ziehen im rechten
Oberarm.
Tom: „Oh,
isser drin?“
Ich (ungesehen):
„Ja, schei##…bis zum Anschlag“
Ein
Zwillingshaken hatte sich bis zum Anschlag in meinen Oberarm gebohrt. Durch die
Wucht des Auftreffens war der Haken zwar zur Hälfte aufgebogen aber er saß
bombenfest. In meinem Körper blühten sofort die Adrenalin-Blumen und ließen
das Schmerzempfinden minimal ausfallen. Also schnell die Hakenspitze auf der
anderen Seite durchstechen,…ganz schön zäh so ne Menschenhülle. Mit sanfter
Gewalt hat es aber funktioniert. Jetzt kam Chef-Arzt Dr. Dr. Tom zum Einsatz.
Seine Aufgabe bestand darin, den Haken mit einem Seitenschneider abzuzwicken.
Was sich jedoch mangels Seitenschneider schwieriger gestaltet als
erwartet. Erste Versuche, den Haken mit einer Schere zu bearbeiten ließ
lediglich die Schere verkeilen und die noch im Wasser befindliche Flugschnur tat
ihr übriges zur Verschlechterung der Lage. Vom Chef-Arzt kam jetzt wohl eine zündende
Idee: „Ich schleife dir jetzt mit dem Hakenschleifer den Wiederhaken ab“,…“Alles
klar“, sage ich „…und dann
ziehst Du mir die Metallspäne durch den Arm,…ganz toll,…nee, nee,
...laß'
ma gut sein“.
Man
einigte sich dann auf ein Andrücken des Wiederhakens und nach etlichen
Versuchen hat es auch wirklich geklappt. Dr. Dr. Tom entfernte den Fremdkörper
und die Wunde wurde unter chefärztlicher Aufsicht desinfiziert. Das
schmerzstillende Narkosemittel kam äußerlich und innerlich zur Anwendung.
Somit konnte nach dieser kurzen Zwangspause die Fischerei wieder ausgeführt
werden. Fliegende Streamer sehe ich ab diesem Zeitpunkt mit ganz anderen Augen
und ein Seitenschneider wird mein ständiger Fischerei-Begleiter werden.
Ich widme mich erst mal den Jerkbomben, was sich als gute Entscheidung erwies. Wir erlebten rund um die Insel wahre Sternstunden auf Jerk-Baits. Etliche spektakuläre Hechtattacken mit Salto, Schrauben und Raketen können teilweise erfolgreich verwandelt werden. Und Tom kann auch seinen 1. Jerkhecht erfolgreich anlanden.
Rund um die Insel war es etwa 1-1,50m tief und bis unter die Oberfläche mit
Seerosen und anderen Unterwasserpflanzen verkrautet. Dass es sich hier ausschließlich
mit Oberflächenködern erfolgreich fischen ließ, mussten drei Angler am
eigenen Leib erfahren. Sie verfolgten uns schon eine ganze Weile und
beobachteten unser erfolgreiches Tun. Doch für die drei Kameraden war nach
einer Kurbelumdrehung Schluss, denn selbst mit flachlaufenden Wobblern konnten
sie keinen Stich machen. Jedes Mal zogen sie meterlange Kraut-Tentakeln in ihr
Boot. Und Ihre Gesichter wurden immer grimmiger, denn bei uns knallte es in
einer Tour und Hecht für Hecht wanderte zur Bordwand.
Ein
schlanker dunkler 87er entschädigt doch schon so einiges.
In
der Dämmerung treten wir die Heimfahrt an, um den geplanten Whiskey-Abend mit
einer Goksjö-Pfanne einzuleiten. Bei 4-5 stattlichen Whiskey/Cola-Mischungen
und dem ein oder anderen Pils wurden beim Lagerfeuer Pläne und Techniken ausgetüftelt.
Das bis ins kleinste Detail durchdachte Fanggerät sollte am nächsten
Morgen/Mittag in Produktion gehen.
Tages-Fang |
Tom |
Martin |
Hecht |
10 | 8 (87cm) |
Barsch |
- | 1 |
Montag,
25.05.2009:
….Uff,
ist das heiß im Zelt. Nichts wie raus an die frische Luft. Dort kann ich mir
ein schattiges Plätzchen suchen und noch ein wenig vor mich hin dösen.
Hm, mir geht es eigentlich ganz gut, trotz des
gestrigen Abends und der kurzen Nacht.
Ein bisschen schwindelig noch, aber das wird sich nach
dem ersten Kaffee bessern, rede ich mir ein.
Nachdem ich mir die Zähne geputzt und den toten Bär
aus meinen Mund vertrieben hatte, wollte ich mich gerade wieder hinlegen, als
Martin wach wurde.
Na gut, dann eben nicht. Frühstücken wir erst mal.
Der Kaffee war schnell fertig, dazu gab es Lefse, die
unsere Norwegischlehrerin so lobte.
Jetzt könnte ich fast schon wieder Bäume ausreisen.
So, und jetzt war es soweit. Der in der Nacht
geschmiedete Plan, sollte in die Tat umgesetzt werden.
Ziel war es, einen Jerk aus einfachsten Mitteln vor
Ort zu bauen und damit auch zu fangen.
Wir wollten beweisen, dass es nicht immer der
Superteure, aus Weltraumerprobten Spezialmaterial, perfekt ausbalancierte und
10fach lackierte Köder sein muss.
Das Rohmaterial lieferte uns der See selbst:
Knochentrockenes Schwemmholz.
Die Bauzeit betrug in etwa 45 Minuten und wurde per
Kamera bildlich festgehalten.
Das Endergebnis konnte sich durchaus sehen lassen.
Übrigens führt man diesen Jerk nicht „ Walk the
dog“, sondern wie Johnny Cash schon 1954 richtig erkannte „ Walk the
line“.
Martin hatte noch eine ganz andere Idee. Ein noch nie
da gewesener Köder:
Kurze Bauzeit, günstige Anschaffung, sehr flexibel
einzusetzen und der wohl waidmännischste Köder überhaupt.
Aber schaut euch lieber das Video an, denn es sagt
mehr als 1000 Worte!
Mit diesen neuen und den altbewährten Fangmaschinen
ging es dann wieder auf das Boot.
Unglücklicherweise brauste just in diesem Moment der
Wind auf und das Boot schaukelte schön hin und her.
Meinem Magen gefiel das gar nicht. Er versuchte die
Bewegungen auszugleichen.
Ich ruderte an das gegenüberliegende Ufer, stieg dort
aus und suchte mir ein ruhiges Örtchen.
Wieder an Bord fragte mich Martin: „Geht es Dir jetzt
besser?“ Und ich: „ Nein, nicht wirklich“.
Wir setzten die Fahrt fort, bis Martin meinte, auch er
müsse mal kurz an Land!
Während auch er sein Geschäft verrichtete, testete
ich den Lauf des neuen Jerks. Nach dem 10. Wurf, stürzte sich ein Hecht auf
ihn. „Das gibt es doch nicht, das geht
aber gut los“!, höre ich noch.
Martin hat die Szene von Land aus beobachtet.
Ich ruderte weiter. Es schaukelte immer noch und mir
ging es immer schlechter. Das ständige Anker rein, Anker raus trägt sein übriges
dazu bei. Kopfüber hänge ich halb aus dem Boot und wuchte den schweren
Ikea-Anker-und-Driftsack hoch und runter.
„
Tom, kannst Du noch mal umsetzen“?,
fragt Martin.
Ich denke mir nur noch: „Nie
wieder Alkohol!“
Ich fühle mich, wie ein ausgerissener Baum, der
hilflos festen Boden unter den Füßen sucht.
Nichts geht mehr, ich muss raus aus dem Boot, sonst füttere
ich die Fische an.
Ich überlasse Martin für eine Stunde den See alleine
und lege mich auf eine Wiese.
Vielleicht hat er mir gestern irgendetwas in die Cola
gemischt, damit er die Hechte für sich alleine hat!
Aber nicht mit mir. Es geht mir besser, also wieder
schnell auf das Boot.
Es tat sich lange Zeit gar nichts mehr. Wir
versteckten uns in einer ruhigen Bucht vor dem Wind und fischten jeden Winkel
aus.
Einige Attacken, von teils sehr stattlichen Hechten
bekamen wir noch auf die Cashjerks, doch die großen konnten sich leider wieder
losrütteln.
Martin´s Goksjösöcken zog nun auch seine Bahn,
konnte aber keinen Hecht überzeugen.
Ob es an der Farbe, oder dem Geruch lag, wissen wir
nicht.
Heute sollte auch ein besonderer Pannentag sein. Meine
Multirolle und ich werden wohl nie Freunde werden. Sie wird bald in einem großen
Auktionshaus einen neuen Besitzer suchen müssen.
Mal kam die Schnur ohne Köder zurück, oder es gab
Tüdeleien.
Martin erging es aber auch nicht besser. Ich glaube
wir mussten 5 mal den abgerissenen Jerk suchen.
Die Bucht erwies sich als nahezu Fischleer und so
steuerten wir eine Felsformation mitten im See an. Die Tiefe wechselt von 15
Meter auf 5 Meter und hier bekamen wir sehr viele Bisse auf Gummifische. Wie
sollte es auch anders sein an diesem Tag, ich verlor die größten Hechte kurz
vor der Landung. Ich verfluchte wieder meine tolle Multi. Martin konnte einen
schönen 76er Hecht in die Kamera halten.
Aber auch auf Streamer an einem schnell sinkenden
Schusskopf stieg ein großer Hecht in 5 Meter tiefe ein. Auch er wollte nicht
ins Boot und verschwand wieder im Tiefen.
Es ging weiter Richtung Felsen. Wie ein Walbuckel
sieht er aus der Ferne aus. Auf dem Weg dorthin raubte ein Hecht in Wurfweite.
Ich platzierte den Streamer etwas hinter dem Getöse und prompt schlägt es in
der Rute ein.
Dann machten wir das Boot am Felsen fest. Eine sehr
interessante Bodenstruktur war hier. Mehrere Felsbrocken unter Wasser auf der
einen Seite, steile Kanten auf der anderen und eine große Flachwasserzone
rechts von uns. Hier warf Martin seinen Jerk aus. „Was
zum Teufel ist hinter ihm her“?, fragt Martin.
Kurze Zeit später wissen wir es: Ein schöner Barsch
von 37cm schnappte zu. Und das auf so einen großen Köder!
Barsche?! Da muss ich schnell einen kleinen Streamer
anknüpfen.
Es folgte ein wahrer Barschregen mit Fischen bis 37cm.
Martin versuchte es mit dem Drop-Shot und hatte auch
zahlreiche Bisse, konnte aber nicht alle verwandeln.
Er wechselte wieder auf seinen geliebten Köder,
wollte er doch die Hochtoma fangen.
Aber aus dem Hecht wurde nichts. Wieder ein Barsch
verbiss sich in der dicken Wurst.
Wir blieben dort bis es dämmerte fingen noch den
einen oder anderen Hecht und verloren etliche Fische nach kurzem Drill, dann
ruderten wir nach Hause. Unterwegs jedoch zwang uns ein Ruderschaden zu einer längeren
Pause. Zum Glück war es nicht mehr so windig und ich reparierte den Schaden, während
Martin die Barsche häutete.
„Lange
wird die Rudergabel nicht halten“,
sagte ich zu Martin.
„
Dann müssen wir eben morgen irgendwo neue Schrauben besorgen“,
antwortete er.
Am Lager angekommen, machten wir schnell das Feuer an,
um im letzten Licht die schmackhaften Barsche zu vertilgen.
Satt und müde und wieder gesund fielen wir in unser
Zelt. Aber was ist das?
Meine Isomatte hat eine Beule, so groß wie Rainer
Calmunds Arsch.
Die ganze Luft steckt in der Beule, der Rest ist platt
wie eine Flunder.
Will das heute denn gar nicht enden.
Ich rollte mich irgendwie um die Beule und schlief
trotz des harten Bodens erschöpft ein.
Tages-Fang |
Tom |
Martin |
Hecht |
6 (72cm) | 2 (76cm) |
Barsch |
12 (37cm) | 5 (37cm) |
Dienstag,
26.05.2009:
Ja, ja, Tom's Beulen-Matte,….die hat mit Sicherheit die längste Zeit hinter
sich gehabt. Etwas bucklig tapste er des Morgens noch um die Feuerstelle. Ich
widme mich der Zubereitung einer neuen Goksjö-Pfanne. Eier sind immer wieder
eine Bereicherung der Selbigen. Ich lasse den Tom erst mal wieder die aufrechte
Gangart erlernen und kann das mit den energiereichen Zutaten der Pfanne und der
Bereitstellung eines Kaffee’s schnell beschleunigen.
Das war das letzte Trinkwasser. Also standen die Trinkwasserversorgung und die
Reparatur der Rudergabel auf dem Programm.
Mann,
Mann, Mann,....hatten wir uns die letzten zwei Tage die Fresse verbrannt,...da
mussten erst mal die losen Hautlappen verarztet werden. Mit Tom’s Sonnencreme
mit Lichtschutzfaktor Ü50ig ließ sich dieses Problem schnell lösen. Jeder der
Aborigines wäre stolz
auf uns gewesen und hätte uns sämtliche Töchter zur Paarung frei gegeben
...so
aber genug geträumt,...ran an die Arbeit.
Am anderen Ufer durchstöberten wir diverses Schwemmholz und alte Bootswracks
und konnten uns so einen kleinen Vorrat an Schrauben sichern, um die Rudergabel
ordnungsgemäß instand zu setzen. Wohl aufgeschreckt durch unser Tun, hopst
dieser kleine Kamerad über den Boden. Echt eine drollige Begegnung mit dieser
kleinen Erd-Kröte.
Wir stechen wieder in See und der nächste Halt sollte die übernächste Bucht sein. Auf dem Weg dorthin konnten wir etliche Bisse verzeichnen, von denen leider nur ein Bruchteil hängen blieb.
Am
Steg angekommen mache ich mich auf den Weg zum nächsten Haus, um unseren
Trinkwasserkanister aufzufüllen. Währenddessen versucht Tom sein Glück mit
dem Streamer vom Steg aus und kann mir nach meiner Rückkehr dieses
Rekordfisch-Video unter die Nase halten.
Seit
einiger Zeit schon hat uns ein dickes Regengebiet erreicht, das unaufhörlich
auf uns niederpieselt. Mal mehr, mal weniger. Wir lassen uns aber keineswegs
davon beeindrucken, denn echte Männer werden nur einmal nass.
Ich war gerade dabei, das Boot umzusetzen, als Tom’s Gummifisch-Rute mit einem
Schlag krumm war und sich ein schöner Drill anbahnte. Es war eine gute
Entscheidung, den Gummifisch mit einem Schwanzdrilling zu versehen, denn an
gerade Diesem blieb der wohl genährte 83er Goksjö-Torpedo hängen.
Die Hechte erwiesen sich bei diesem Regenwetter wirklich als sehr bissig und so gelang auch mir kurz darauf der Fang eines schönen 82cm Hecht.
Viele Hechte
zwischen Mitte 70cm und Ende 80cm attackierten auch unsere Martom-Jerkbomben,
jedoch leider ohne länger hängen zu bleiben.
Einige Buchten weiter ist Tom’s Rute wieder auf GuFi krumm, doch da zappelt ja Garnichts? ...Hänger,…so ein Mist! Aber irgendwie gibt da unten in der Tiefe etwas nach. Ooh,…unser letzter Gummifisch steht auf der Kippe zwischen Verlust und Gewinn. Ich stülpe mir die Kevlar-Landungshandschuhe beidhändig über und kann so Zentimeter um Zentimeter irgendetwas wirklich schweres noch oben lupfen. Nach langem Bangen kommt ein wirklich kapitales Exemlar „Thaddäus-Tentakel“ zum Vorschein und gibt unseren letzten Gummifisch etwas wiederwillig frei.
Der Regen wird jetzt noch von Sturm unterstützt und wir suchen etwas Schutz in
der Bucht mit dem Bacheinlauf. Wir fahren etwas das Flüsschen hinauf und an
einer Totholzansammlung lasse ich meinen Jerk gurgeln. Prompt nimmt ein schöner
Hecht sichtbar die Verfolgung auf und schnappt bestimmt 5mal auf der gesamten
Strecke nach dem Jerk, ohne hängen zu bleiben. Nächster Wurf, selbe Spektakel.
So, und jetzt will der Tom das Ganze mit der Kamera festhalten, aber wie befürchtet
tat sich jetzt nichts mehr.
Der
Wind und der Regen nehmen zu und die Zeit läuft uns davon. Alle Versuche, gegen
den Wind anzukommen schlugen fehl und wir müssen uns am Ufer an überhängenden
Ästen festhalten, um nicht hilflos abzudriften. Die Dämmerung setzte bald ein,
und ehrlich gesagt ist es eigentlich auch ganz schön kalt, so bis auf die Haut
nass zu sein. Und das bestimmt über 10Stunden lang. Ratlos hoffen wir auf eine
Entspannung der Lage, doch erst nach über einer Stunde lässt der Sturm nach
und ich kann mit sehr, sehr langsamer Fahrt die Reise in die Heimat in Angriff
nehmen. Was für ein Glück, dass wir die Rudergabel am Morgen repariert hatten,
denn sonst hätten wir keine Chance gehabt, heil in den heimatlichen Hafen
einzulaufen. Auf dem ufernahen Heimweg konnte Tom auf geschleppten Gummi noch
einen schönen Drill in der Dunkelheit hinlegen. Das Gegenüber, ein Mitte
70iger verabschiedete sich jedoch nach dem ersten Sichtkontakt wieder.
Wir
erreichten sichtlich erschöpft unser Camp und aus dem geplanten Motto-Abend:
„Bayrischer Aal-Abend“ mit Wurst und Bier beschränkte sich auf 5cm
Hart-Salami und eine Dose Bier. Die Aal-Ruten blieben trocken, was wir von
unseren Klamotten nicht behaupten konnten…..Ohh, wie schön ist’s doch im
Zelt….Schlummer, schlummer,……Schnarch…Rrrrrrrr,…pfffff,…träum‘...
Tages-Fang |
Tom |
Martin |
Hecht |
9 (83cm) | 9 (82cm) |
Barsch |
1 | - |
Mittwoch,
27.05.2009:
Mann was für eine Nacht. Fast hätte der Sturm unser Zelt weggerissen. Und der
Morgen war auch nicht besser. Deshalb blieben wir sehr lange liegen und dösten
vor uns hin.
Nachdem wir aufgestanden waren, überprüften wir unsere nassen Klamotten, die
wir nachts an einen Baum aufgehängt hatten. Sie waren jedenfalls trocken, also
war der Sturm doch für etwas gut.
Aber das Feuer wollte erst nicht angehen. Nach mehreren Versuchen gelang es uns
aber doch und so konnten wir ein weiteres Gourmet Frühstück zaubern.
An eine Ausfahrt mit dem Boot war nicht zu denken. „ Ist es überhaupt noch
da, oder hat der Wind es schon weggeweht?“, fragte mich Martin.
Doch wir hatten Glück. Es war noch da und auch noch nicht an den Felsen
zerborsten. Die Zeit wurde aber nicht ungenutzt gelassen und es wurden schöne
Makro-Aufnahmen der Pflanzenwelt erstellt.
Irgendwann um die Mittagszeit ließ der Wind kaum merklich nach. Wir hielten es
nicht mehr aus und wagten uns auf das Wasser. Eigentlich wollten wir heute noch
einmal auf den Barschberg, aber der Wind trieb uns genau in die entgegen
gesetzte Richtung.
„ Auch egal, dann brauchen wir auch nicht zu rudern“, sagte ich zu Martin.
Ziemlich schnell wurden wir über den See getragen, wir mussten nur noch in den
windgeschützten Seitenarm abbiegen, den wir bis zu diesem Zeitpunkt völlig außer
Acht ließen.
Martin widmete sich wieder seinem geliebten Jerk und konnte auch bald die ersten
Angriffe auf ihn verzeichnen. Jedoch blieb keiner hängen. Mir gefiel es in
dieser Bucht nicht sonderlich, weil uns der Wind immer noch hin- und
–herschaukelte. Etwas widerwillig konnte ich Martin überreden es weiter
hinten im geschützten Teil zu versuchen.
Ich fischte die #6er Rute mit kleinen Streamern und hoffte auf Barsche. Diese
zeigten sich auch recht angetan vom Angebot und bissen zahlreich zu. Hin und wieder war auch ein Hecht dabei.
Aber eben war die "Barsch-Rute" mal schnell richtig krumm,...und ein knackiger Entenschnabel hat meinen kleinen Streamer geschnappt,....das Bangen beginnt,......"kommt der raus?"
Nur bei Martin tat sich lange nichts mehr. Er wollte wieder zurück in die
windige Bucht, wo er viele Bisse hatte. Wir ließen uns aber immer weiter in den
Seitenarm driften.
Und endlich schlägt es auch bei Martin wieder ein. Direkt im Schilf bekommt er
einige sehenswerte Bisse. Einmal macht ein Hecht einen kompletten Salto über
seinen Jerk. Aber alle verfehlten ihr Ziel. Es war wie verhext. Ich fing einen Barsch nach dem anderen und hatte auch schon ein paar Hechte auf
meinem Konto. Nix großes, aber immerhin. Dank der "Lockstoffabgabe"
auf Bild 1 gelang mir ein weiterer Fang.
Ich weiß nicht mehr genau wie viel Attacken Martin auf seine Köder hatte, aber
20 waren es bestimmt!
Und dann endlich konnte er einen Biss anschlagen und den Hecht in das Boot befördern.
Das war eine lange Geburt. Sichtlich erleichtert gönnte er sich einen Schluck
Hechtwasser aus dem kleinen Silberfläschchen.
Das war dann auch der letzte Fisch für diesen Tag.
Es dämmerte bereits, als wir die Heimfahrt antraten. Dazu nieselte es wieder.
„ Nein, bitte nicht schon wieder“, hofften wir beide.
Im Lager angekommen, genossen wir einige Becher warme Suppe mit Ei, ließen den Tag und den Rest des Urlaubes Revue passieren und legten uns dann schlafen. Denn morgen sollte es nach Hause gehen.
Tages-Fang |
Tom |
Martin |
Hecht |
6 (67cm) | 1 (60cm) |
Barsch |
12 | - |
Donnerstag,
28.05.2009:
Der Tag der Abreise!
...„Was ist hier denn passiert, wo sind unsere Eier hin?“, frage ich
Martin. Achselzuckend schaute er sich um. „Gestern waren noch 6 Stück in
der Packung!“, meinte er.
„Da muss uns wohl ein Eierdieb überfallen haben“, stellen wir fast
gleichzeitig fest.
Zwei angeknabberte und ausgesaugte Eier fanden wir 10 Meter von der Feuerstelle
entfernt.
....."So eine Sauerei, das sollte unser Frühstück sein!....Grrrrrm"....Gibt's
halt eben nix zu futtern. Schnell wenigstens noch einen Kaffee und dann aber ran
ans Zusammenpacken.
Das Zelt und die übrigen Sachen waren schnell verstaut. Bis auf zwei Ruten!
Wir konnten es nicht lassen, noch schnell ein paar Würfe auf der Fahrt zum
Bootsverleih zu machen. Fataler Weise ging während einer unachtsamen Sekunde
ein Ruder über Bord, doch mit einem gezielten Wurf konnte der Ausreißer
schnell wieder eingefangen werden.
Aber heute wollte trotz aller Mühe kein Fisch mehr beißen. Den absolut letzten Wurf könnt ihr Euch jetzt gerne rein ziehen....
Wir zogen das Boot an Land, schnappten unsere Rucksäcke und das übrige Zeug
und marschierten zum Haus, wo die freundliche Bootsvermieterin wohnt.
Sie war gerade dabei den Zaun zu streichen, als wir sie trafen.
Sie fragte uns, ob es uns gefallen habe und wie wir das Wetter überstanden
haben.
Na super, hat es uns gefallen und wir wollen wieder kommen!
Martin tauschte die E-Mail Adressen aus, damit wir beim nächsten Mal Online das
Boot bestellen können.
Heidi, so hieß sie, orderte noch schnell ein Taxi für uns und dann
verabschiedeten wir uns.
Die Fahrt zum Flughafen verlief reibungslos und war verblüffend günstig.
Jetzt war es endlich Zeit zu frühstücken!
Das einchecken dauerte mal wieder etwas länger, weil Martin einer norwegischen
Zollbeamtin seinen gesamten Rucksackinhalt zeigen musste. Erst nachdem er ihr
die Funktion des Solargerätes erklärte, durfte er passieren.
Minuten später saßen wir im Flugzeug und verströmten unseren einzigartigen Männer-Wildnis-Duft....so
muss das sein: wild, herb und männlich.
Auch die Heimfahrt mit dem Bus klappte wieder vorbildlich.
Martins Vater holte uns in Hanau ab und fuhr uns nach Hause.
Mit den Worten “Ich habe dich vermisst, aber geh erst mal duschen!“, werde
ich zu Hause empfangen.
Schön war es wieder einmal. Bis zum nächsten Mal!
Gesamt-Fang |
Tom |
Martin |
Summe |
Hecht |
38 | 29 | 67 |
Barsch |
27 | 6 | 33 |
Tom und Flyman Martin