Die geplante Goksjö-Sommertour
mit meinem großen Bub Seppi (9J.) sollte ein Abenteuer der „besonderen Art“
werden. Stefan und seine zwei Buben
Stefan jr. (11J.) und Kevin (10J.) waren diesmal mit von der Partie. Höchst
sorgfältig wurden schon Tage zuvor die Gepäckstücke aufgeteilt und verpackt.
Als Sperrgutbehälter diente eine verschließbare Alu-Box, an der das Rutenrohr
befestigt war. Ob diese Zusammenstellung so durch den Check-In kommen würde,
war äußerst bedenklich, doch... ich nehm’s vorweg: es hat anstandslos
geklappt. Dass wir das nicht schon früher so gemacht haben,... na gut, wieder
was gelernt. Der Tag der Abreise rückte immer näher und am Dienstag, den
28.07.2009 war es dann auch endlich so weit. Abfahrt von Hanau Hbf mit dem Bus
zum Ryanair-Flughafen in Frankfurt Hahn.
Dienstag,
28.07.2009:
Der Bustransfer hat
reibungslos geklappt und pünktlich treffen wir in der Abflughalle an. Nachdem
die Gepäckstücke und die „Sperrgut-Truhe“
aufgegeben waren, ging es zielstrebig zur Zollkontrolle. Wie gewohnt:
Stahlkappenschuhe ausziehen und erneuter Piepstest...okay...weiter geht’s.
Seppi und ich durchschreiten die letzte Hürde zum Gate. Flugtickets und
Ausweise i.O...doch was geschieht da hinter uns? – Stefan wird mit seinen
zwei Buben von Beamten abgeführt. „Hey, was geht da vor sich.“, frag‘
ich den Kontrolleur. Er sagte nur: „Keine Ahnung, aber vielleicht ist was mit
dem Gepäck, oder so...“
Mittlerweile sind alle Passagiere an uns vorbei und wir sind die letzten, die
noch hier warten. Eigentlich wäre jetzt Abflug! In letzter Sekunde kommen die
drei um die Ecke geflitzt und wir erreichen gerade noch rechtzeitig unseren
Flieger. Ursache für die ganze Aktion war, dass Stefan in seinem Gepäckstück
ein Benzinfeuerzeug nebst Feuerzeugbenzin hatte, in dessen Besitz er sich ab
diesem Zeitpunkt nicht mehr befand.
...wer was erleben will muss Opfer bringen, und spätestens als wir alle heil
im Flieger saßen, legte sich der anfängliche Ärger. Allerdings hatten wir
wohl einen Flugschüler erwischt, denn die Landung auf norwegischen Boden
verlief alles andere als sanft. Die meisten Passagiere kannten sich gar nicht,
obwohl sie mehrfach kräftig mit dem Kopf nickten. Letztendlich blieb der
Flieger aber stehen und alles war gut.
Gepäck holen, ab in den Taxi-Bus, Zwischenstopp im Supermarkt und direkte Fahrt zur Heidi, unserer Bootsvermietungs-Frau, die uns schon mit ihren Töchtern erwartet hatte. Schnell noch mit dem Taxifahrer für nächste Woche einen Termin zur Abholung vereinbart und ab mit Sack und Pack zum Bootssteg.
Boote klarmachen, beladen und einmal quer über den See. Dort wurde das Camp errichtet und die Buben begannen Feuerholz zu sammeln.
Die erste Hechtattacke
gab’s auch schon vom Ufer aus, konnte aber leider nicht verwertet werden.
Lediglich eine bissige Goksjö-Socke schnappte sich Seppi’s Gummifisch. Am
Abend gab es den ersten kulinarischen Hochgenuss, die Goksjö-Rekerpfanne.
Riesengarnelen arrangiert mit Zwiebelchen und einem Hauch von Ei-Schaum. Mit
edlen Gewürzen verfeinert. Hhmmmm.
Zufrieden ging’s dann nach einem „Freudenfeuer“ ins weiche Nestchen.
Mittwoch,
29.07.2009:
Voller Tatendrang stechen wir nach flüchtigem
Frühstück in See und Stefan kann gleich direkt vor unserem Camp einen Mitte
60iger Hecht verhaften. In der unteren Bucht schlägt Seppi‘s Stunde und
zahlreiche Hechte donnern auf seinen Köder, unter anderem dieser schöne 64cm
Esox.
Der vorherrschende Wind nimmt rapide zu und wir ziehen es vor den Weg zum Camp in Angriff zu nehmen. Was für eine Qual, nach ca. 100m mache ich mit Seppi an einem Schilfgürtel halt. Beide krallen wir uns an den Schilfhalmen fest und lassen Regen und Sturm über uns ergehen. Erst als es etwa nach einer Stunde abzuflauen beginnt, setze ich die Fahrt fort. Völlig durchnässt und platt steuern wir eine Ewigkeit später den heimatlichen Hafen an.
Am Abend werden die ausgehungerten Mägen
mit Hecht-Kottelet gefüllt und die Körper in Schlaftüten zur Ruhe verpackt.
Die ganze Nacht wackeln unsere Zelte unter der Hand des norwegischen
Sturmdrachens.
Tages-Fang |
Stefan |
Martin |
Seppi | Kevin | Stefan jr. |
Hecht |
6 | 4 | 6 (64cm) | - | - |
Barsch |
1 |
Donnerstag,
30.07.2009:...wie die Nacht, so auch der
Morgen...Regen, Sturm, Regen, Sturm... erst am Nachmittag klart es etwas auf und
wir machen uns zur Ausfahrt bereit. Da wir aus gestriger Erfahrung gelernt
haben, beschliessen wir gegen den Wind zu fahren, um bei einem Wetterumschwung
schnell mit dem Wind zu unserem Lager zurück kehren zu können. Ha! Clever...
So steuerten wir das obere Plateau an. Als wir uns mitten auf dem See befanden,
erschien am Horizont eine schwarze Wand. Binnen kürzester Zeit näherte sich
ein gewaltiges Unwetter,...wir drehten sofort um und schon jagten die ersten
Blitze nieder,... mann, mann, mann, das geht aber fix. Fatal war aber, als wir
drehten, um zum Lager zurück zu rudern, auch der Wind gedreht hatte und wir nur
unter Einsatz all unserer Kräfte Meter für Meter Strecke gewinnen konnten. Zum
Glück hatte ich kurz zuvor mit neuen Spax-Schrauben die Rudergabel repariert,
sonst wären wir hilflos ausgeliefert gewesen. –Ich hatte Angst –. Hatte ich
im Leben nicht oft, aber hier machte sich eben ein Ansturm von Angst breit.
...gegenüber meinem Bub hab ich’s mir aber nicht anmerken lassen. Hab nur
gesagt: „gleich haben wir’s geschafft, da vorne ist schon das Camp“.
Ich mach‘s kurz: Wir haben es alle noch rechtzeitig geschafft und verkrochen
uns erst mal in den Zelten. Nachdem sich das Adrenalin etwas verflüchtigt
hatte, wurde die stürmisch-feuchte Zeit mit Quartett-Spiel überbrückt.
An eine Ausfahrt war wohl heute nicht
mehr zu denken, also musste der Grundstock zum Ansitzangeln geschaffen werden.
Ich hatte da auch gleich eine zündende Idee und die Buben nutzten die Zeit, um
sich aus Holz kleine Jerk-Baits zu schnitzen. Beide Bauanleitungen haben wir mal
in einem kleinen Film zusammengestellt. Also gebt fein acht, ich hab euch etwas
mitgebracht:
In der Nacht zog ein Unwetter
unbeschreiblichen Ausmaßes über uns hinweg. Unweit unseres Camps fielen die
Birken wie Streichhölzer um, doch unser erschaffenes Bauwerk blieb standhaft,
als hätte es Saugnäpfe an den Füßen. Da sollten sich die namhaften
Hersteller mal ne‘ Scheibe von abschneiden und die Grundlage der statischen
Berechnung neu überdenken.
Freitag,
31.07.2009:...in den Morgenstunden lässt der
Sturm nach und wir verschaffen uns den ersten Überblick. So was hatten wir alle
noch nicht erlebt, einfach Abenteuer hautnah. Da unser Trinkwasservorrat zur
Neige ging steuerten wir das Haus unserer Bootsfrau an, um unsere Kanister und
Behälter neu aufzufüllen. Nach getaner Notwendigkeit und bei fast Windstille
konnten wir unser Glück kaum fassen. Stefan jr. konnte seinen 1. Urlaubs-Hecht
landen und gleich ein schönes Exemplar von 72cm. Wir befischten u.a. die Insel,
an der ich mit einem Eigenbau-Jerk einen schönen 70er nach einer monströsen
Attacke landen konnte. Gegen Abend gelang Stefan noch der Fang des bis dato
Urlaubsgrößten Entenschnabels mit 81cm.
Bei Hechtfilet und Bratkartoffeln klang der Abend stimmungsvoll aus und der Mond
legte schützend seine Hand über unser Camp, als wollte er sagen: „Ruhet
sanft, ihr tapferen Krieger...“
Tages-Fang |
Stefan |
Martin |
Seppi | Kevin | Stefan jr. |
Hecht |
4 (Bis 81cm) |
2 (Bis 70cm) |
1 (72cm) |
||
Barsch |
5 | 1 | |||
Aal |
1 |
Samstag,
01.08.2009: Heute sollte es endlich zum lang
ersehnten Walbuckel und dem vorgelagertem Plateau gehen. Dort konnten Tom und
ich im Mai richtig gut absahnen und die Durchschnitts-Hechtgröße war auch
beachtlich und kaum unter 70cm. Bevor wir Kurs auf das Plateau machten,
steuerten wir erst mal die Schwanenbucht an und Seppi und Kevin konnten die
ersten Fische landen.
Ein Schwanenpaar nebst Jungen
beobachtete uns aus sicherer Entfernung bei der Verrichtung der Dinge. Die einen
fischten, die anderen steuerten zur
Geschäftserledigung die Schilfküste an. Die Bissausbeute war jedoch bis dahin
äußerst dürftig, etliche Fehlbisse und Kurzdrills, deshalb beschlossen wir mit Gummifisch über das etwa
4-5 Meter tiefe Plateau Richtung Walbuckel zu schleppen. Das Echolot
zeigte ein ansteigen von 9 Meter auf schlagartig 5 Meter und rummmms war meine
Rute bis zum Anschlag krumm. Das ist ein Guter, ja ein sehr Guter...ein
spannender Drill bahnte sich an, doch wie aus dem Nichts - zack ausgeschlitzt.
So ein Mist. Also ankern und die Stelle fächerförmig abwerfen und wieder ein
harter Biss, die Rute wieder bis Anschlag und... weg. Neiiiin. Weiter geht’s,
nächster Wurf. Direkt unter dem Boot kommt ein knochenharter Biss. Diesmal hat
alles geklappt und ich konnte einen strammen 87er Angstdrilling-Beißer
verhaften.
Die Kameraden haben alle sehr spitz
gebissen und selbst mit einer Montage mit zwei Angstdrillingen am Gummifisch
gingen etliche Attacken ins Leere, zumindest nach kurzer Drilldauer. Erst dachte
ich, ich wäre zu blöd, aber ich war kein Einzelfall wie mir die Drillszenen
meiner Mitfischer zeigten. Da war ich ja mal beruhigt.
Der ein oder andere Räuber schaute aber dennoch mal ins Boot, so wie ein schöner
Barsch, der an Kevins „Toter Rute“ auf Horizontalwobbler eingeschlagen ist.
Zufrieden und fast windstill steuerten wir im letzten Licht unser Lager an und bei einer Reispfanne mit Knusperbärschlein ließen wir den Tag ausklingen.
Tages-Fang |
Stefan |
Martin |
Seppi | Kevin | Stefan jr. |
Hecht |
3 (bis 70cm) |
1 (87cm) |
1 (55cm) |
1 (55cm) |
|
Barsch |
2 | 2 | 1 (26cm) |
1 (32cm) |
Sonntag,
02.09.2009:
Da wir auf der gestrigen Route so viele
Bisse von wirklich starken Hechten bekamen, sollte auch heute wieder der Kurs ähnlich
verlaufen. Gleich zu Beginn konnten Seppi und Kevin die ersten Hechte ins Boot
zaubern. Es ging Schlag auf Schlag. Manchmal waren zwei, drei Ruten gleichzeitig
krumm und Seppi gelang auf einen Flachläufer Wobbler der Fang seines bisher größten
Hechtes. 75cm wehrhafte Masse zu bändigen war schon eine Aufgabe für den Kerl.
Wobei die Frage war: „Wer drillte hier wen?“... Aber der Sieger stand bald
fest.
Wir schipperten den Schilfgürtel
entlang und Stefan jr. schnickte in der Schwanenbucht seinen Gummifisch gerade
mal ein paar Meter in eine Seerosenlücke und rummms donnerte auch ihm ein
„Personal Best“ an die Leine und fand nach bangem Drill, auf engstem Raum,
den Weg ins Boot. Der urlaubslängste Hecht mit 88cm ist gelandet worden. Hurra.
Heute ist ein guter Tag und keiner blieb Schneider.
Tages-Fang |
Stefan |
Martin |
Seppi | Kevin | Stefan jr. |
Hecht |
4 (bis 70cm) |
3 (bis 72cm) |
4 (bis 75cm) |
1 (bis 55cm) |
1 (88cm) |
Barsch |
Montag,
03.09.2009:
Der letzte Tag vor der Abreise bricht
heran und der Himmel hüllt sich in ein Gesicht des Trauerns. Tränen rannen
unaufhaltsam auf uns hernieder, doch wir wollten den letzten Tag nicht nur im
Zelt verbringen und stachen mit unseren Regenjäckchen in die Fluten. Das mit
den Regenjacken hätten wir uns sparen können, denn die waren binnen kürzester
Zeit durchnässt. Noch schaffte der Körper, den Temperaturunterschied von Soll-
und Ist- Wert auszugleichen und zwei Hechte zu Beginn heizten auch noch mal ein,
aber so langsam machte sich eine gewisse Stimmung breit, die den Einklang von Körper
und Geist aus dem Gleichgewicht geraten ließ,...ich glaub man nennt es frieren.
Wir legten in einer kleinen Bucht an
und suchten Schutz unter einem Tannenbaum. Der Magen knurrt und Essen hatten wir
nicht wirklich was dabei, also wurden die 4 Nudelsuppenpäckchen aufgeteilt und
roh aufgeknuspert. Prima so knusprige Enten-Chinasuppe. Bringt doch so einen
Hauch vom Land des Lächelns in unsere Runde. Asiatische Tänzerinnen wären uns
jetzt zwar lieber gewesen, aber man kann halt eben nicht alles haben.
Den Kindern zuliebe brachen wir weitere
Fischereiversuche ab und steuerten auf direktem Wege unser Lager an. Stunden
hatten wir damit verbracht mit dem nassen Holz ein brauchbares Feuer anzumachen,
letztendlich ist es uns dann auch gelungen. Eine riesige Tomaten-Reis-Pfanne sättigte
schließlich alle Mäuler. ...bis dann das Monster aus dem Goksjö aufstieg.
Aber seht selbst, es existiert wirklich:
Anschließend war Baden angesagt, denn Nass bis auf die Knochen waren wir eh schon und die aktuelle Körpertemperatur war auch schon auf gefühlte 25°C gefallen.
Echte Männer baden in Eisblöcken, ...so sah auch der Badeversuch von Stefan in spiegelglatter Umgebung aus. Aber unten war er auch. Keiner ist davor verschont geblieben. Danach ging es zum Aufwärmen in den Schlafsack und zwischenzeitlich wurde ein Teil der nassen Klamotten getrocknet.
Mit Entsetzen stellten wir fest, dass unser Trinkwasservorrat bis auf einen
halben Liter geschrumpft war. Das sollte für die Kinder aufgehoben werden. Doch
bei Stefan und mir machte sich jetzt auf einmal so ein Durstgefühl breit. Mit
dem Topf wurde vorsichtig das Regenwasser aus dem Boot abgeschöpft, kräftig
abgekocht, abkühlen lassen und im Anschluss durch ein T-Shirt gefiltert. Man
glaubt es kaum, aber so hatten wir uns mit weiteren 2 Litern versorgt und
unseren Durst gestillt.
Tages-Fang |
Stefan |
Martin |
Seppi | Kevin | Stefan jr. |
Hecht |
2 (50cm) |
||||
Barsch |
Dienstag, 04.09.2009:
Abreisetag in Kürze: Kröte auf
Zeltdach - Kröte verjagt - nasses Zelt und anderes nasses Gelump zusammen
gepackt - alle ins Boot. Das Beten hat geholfen, denn es war nahezu windstill -
einmal wieder quer über den See paddeln - Boote ausladen - Boote festmachen -
alles wieder hochtragen und Zeigerschlag 13°°Uhr gerade so noch das bestellte
Taxi erwischen. So war es geplant und so ist es geschehen. Letztes Geld im
Flughafen verprasst und einfach stinkend heimgeflogen.
Das Abenteuer ist zu Ende. Es war aber
mit Sicherheit nicht das Letzte.
Gesamt-Fang |
Stefan |
Martin |
Seppi | Kevin | Stefan jr. |
Summe |
Hecht |
17 | 12 | 11 | 2 | 2 | 44 |
Barsch |
7 | 3 | 2 | 1 | 13 | |
Aal |
1 | 1 |
...es grüßt der
Flyman Martin